Munterrichtsmethode 47: Seminar-SMS

Ein guter Lerntag mit Ihrer Seminargruppe geht zu Ende. Jetzt läuten Sie die Schlussphase ein. Mit Ihrem Mobiltelefon in der Hand wenden Sie sich an die Teilnehmenden:

„Ich habe hier mein Handy. Viele von Ihnen werden vermutlich auch ein solches mobiles Endgerät dabeihaben. Gut möglich, dass Sie nun, nach unserem ersten Lerntag, eine Nachricht an einen wichtigen Menschen absetzen: eine Freundin, Ihren Partner, eine Kollegin. Per SMS, WhatsApp oder Signal. Egal wie, in Ihrer Nachricht wird vermutlich stehen, wie es hier im Seminar so ist. Und was Sie – ganz ehrlich – zu diesem Kurs hier denken: zu den anderen Teilnehmenden, zum Ort, zu den Inhalten, zur Arbeitsweise, zu mir als Trainer. Ich bin neugierig. Was wird in Ihrer Kurznachricht stehen? Verraten Sie uns, was Sie schreiben – oder sogar bereits geschrieben haben? Wer Lust hat, anzufangen, hat das Wort. Wichtig dabei: Halten Sie sich kurz – Sie setzen ja eine Kurznachricht ab.“

Jetzt kann es einen Augenblick dauern. Alle im Raum denken über den Tag und ihre Einschätzung nach. Alle sind gefordert, ihre Gedanken und Gefühle zum Seminar auf den Punkt zu bringen. Bis eine erste Person beginnt. Häufig fallen Sätze wie: „Besser als erwartet.“, „Gute Themenauswahl.“, „Kopf raucht, freue mich aufs Sofa.“ …

Das Schöne an der „Seminar-SMS“:

Wir alle sind an das Format der Kurznachrichten gewöhnt. Häufig formulieren die Teilnehmenden daher wirklich kurze Botschaften. Schweift jemand doch länger aus, kommen schnell Zwischenrufe aus der Gruppe: „Eine KURZ-Nachricht, Johann!“ 😊

Trotz des kurzen Formats erlebe ich oft, dass Teilnehmende ihre Gefühle ganz pointiert äußern. Ein Teilnehmer in der Train the Trainer Ausbildung sagte am Ende des ersten Tages: „Ich habe schon an meine Frau geschrieben. Ich kann es vorlesen: <Inhaltlich das, was ich erhofft habe. An die Leute muss ich mich noch gewöhnen.> Super, jetzt ist es raus. 😊

Als Trainer:in bekommen Sie wertvolle Informationen und können darauf reagieren. Fabian nahm am Seminar „Munterrichtsmethoden“ teil. Er sagte bei der SMS-Runde vor der Mittagspause: „Inspiriert unsortiert“. Beim Essen sprach ich ihn darauf an. Fabian wünschte sich eine Viertelstunde „Sortierzeit“, bevor es mit mehr Ideen weitergeht. Das konnten wir sofort einrichten. 😊

Gerne verbinde ich die „Seminar-SMS“ mit einem Haltungswechsel und bitte die Teilnehmenden aufzustehen. Das hat zwei Vorteile: Wir reduzieren die Sitz-Zeit um ein paar weitere Minuten – gut für den Körper! Und die Erfahrung zeigt: Stehend äußern wir uns in der Regel kürzer.

Viel Spaß beim Ausprobieren in Ihren Seminaren.

Weitere meiner schnellen und munteren Methoden für den Seminarschluss sind: „Weiter nach rechts“, „Feedback in drei Worten“, „In Wort und Bild“ oder „Eins aus drei“.