Train the Trainer Berlin

Train the Trainer Tipps für die Zeitplanung Ihres Seminars

„Wie gelingt dir eine realistische Zeitplanung für deine Seminare?“. Diese Frage wird mir in den Train the Trainer Ausbildungen häufig gestellt. In der Tat ist es manchmal wirklich schwierig herauszufinden, wie lange einzelne Schritte dauern werden. Einen „normalen“ Vortrag kann ich im Vorfeld zuhause vor dem Spiegel halten, die Zeit stoppen und 20 Prozent für möglich Fragen addieren. Wenn ich im Seminar wirklich das Lernen auslösen will, klappt das so nicht. Denn dann kommt eine unkalkulierbare Größe ins Spiel: Die aktiven Lernenden! Teilnehmende, die Fragen stellen, üben, ausprobieren, denken … Es lässt sich eben nicht immer auf die Minute abschätzen, wie lange die Teilnehmenden bei einer Übung brauchen werden.

Wenn Sie Ihren Lernenden Raum zum Mitbachen geben wollen, ist die Zeitplanung also herausfordernd. Jedoch nicht unmöglich! Hier stelle ich Ihnen vier hilfreiche Strategien zur Zeitplanung Ihrer Seminare vor.

Zeitplanungstipp 1: Schätzen Sie kleinteilig

Wenn Sie unsicher sind,  wie lange  bestimmte Phasen dauern, empfehle ich Ihnen, diese Teile Ihres Drehbuchs besonders  kleinteilig zu planen. Teilen Sie die Sequenzen in kleine  Arbeitsschritte ein und schätzen Sie kleinteilig, wie viel Zeit die jeweiligen Etappen benötigen. „So eine  Minutenzählerei ist doch übertrieben“, denken Sie vielleicht. Der Vorteil dieser Herangehensweise: Wenn Sie die einzelnen Etappen und ihre Dauer notieren, können Sie treffsicherer schätzen als bei einer groben Kalkulation einer längeren Etappe. Manchmal sind  es die  kleinen Übergänge zwischendurch, bei  denen ich unterschätze, wie viel Zeit sie benötigen: Gruppen bilden, Arbeitsmaterial holen, wieder zusammenkommen …

Zeitplanungstipp 2: Trainieren Sie Ihr Zeitgefühl!

Nutzen Sie Ihr Drehbuch mit Ihren Zeitschätzungen, um Ihr Zeitgefühl zu trainieren. Legen Sie Ihr  Drehbuch im Seminar auf Ihren Tisch,  auf Ihren Materialtisch hinter der  Pinnwand oder an eine  andere Stelle, wo Sie es  – unbeobachtet von den Lernenden – sehen können. Behalten Sie dann immer wieder den geplanten und den realen Verlauf im Blick. Prüfen Sie, wie gut Sie geschätzt haben. Haken Sie treffsichere Schätzungen ab und markieren Sie die Stellen, an denen Sie danebengelegen haben. So werden Sie im Laufe der Zeit mit den  Schätzungen immer besser und entwickeln mehr und mehr ein Gefühl dafür, wie lange  einzelne Schritte in der Regel dauern.

Zeitplanungstipp 3: Entwickeln Sie Kurz- und Langversionen!

Immer wieder wird es – trotz besonnener Planung – zeitliche Abweichungen geben. An der einen Stelle diskutieren die Lernenden länger als geplant, an der  anderen Stelle braucht eine  Übung  weniger Zeit. Toll, wenn Sie auf die jeweilige Situation flexibel reagieren können. Entwickeln Sie Kurz- und Lang- versionen! Überlegen Sie schon bei der Vorbereitung für ein oder zwei Phasen im Kursverlauf, wie eine rasche Kurzversion aussehen könnte, wenn die Zeit knapp wird. Und wie eine  Langversion ausschauen  könnte, wenn Sie noch unerwartet Zeit haben. Kurz- und Langversionen können Sie zum Beispiel für Ihre Methoden entwickeln: Eine schnelle Variante der Methode für wenig Zeit und  eine  längere für viel Zeit. Auch inhaltlich können Sie sich auf verschiedene Versionen einstimmen. Eine ganz ausführliche, in der Sie auch Details des Themas betrachten, und  eine  konzentrierte Version, bei  der  Sie den Fokus  auf den fachlichen Kern legen. Mit ein, zwei vorbereiteten Versionen können Sie elegant durchs Seminar steuern. Mit welcher Variante Sie Punkt 17:00 Uhr zum Ende kommen, bleibt Ihr Geheimnis …

Probieren Sie es direkt einmal aus. Wählen Sie in der Methodensammlung eine aktivierende Munterrichtsmethode aus und entwickeln Sie für diese Methode eine Kurz- und eine Langversion. Das ist ein sehr gutes Training!

Zeitplanungstipp 4: Geben Sie Orientierung mit einem Ablaufplan!

Bevor  ich Ihnen den  vierten Zeitplanungstipp aus  meiner schwäbischen Heimat vorstelle, machen wir einen kleinen Exkurs zu einem wichtigen Orientierungsinstrument, dem  Ablaufplan. Wenn Ihr Drehbuch steht, wissen Sie, wie Ihr Kurs verlaufen soll. Das ist gut.  Wichtig ist aber auch, die Teilnehmenden über den groben Ablauf Ihrer Veranstaltung zu informieren. Lernende freuen sich  über gute Orientierung. So können sich alle voll aufs Lernen konzentrieren und müssen nicht überlegen, worum es hier eigentlich geht und was wir als nächstes tun. Mit einem Ablaufplan geben Sie Hinweise zur Chronologie Ihres Kurses. Er zeigt einzelne Schritte, macht ungefähre Zeitangaben und gibt Auskunft, wann Pausen geplant sind.

Ich mache gute  Erfahrungen damit, den  Ablaufplan auf einem Flipchart zu visualisieren. Ich achte darauf, dass diese Übersicht das  gesamte Seminar über für alle  möglichst sichtbar ist. Ohne diese Transparenz besteht die Gefahr, dass Teilnehmende gedanklich abschweifen: „Macht  der  jetzt  eine Pause oder  wie lange  dauert das  noch …?“ Eine unserer zentralen Aufgaben als Lehrende ist es,  die Aufmerksamkeit der Lernenden auf das  Kursthema zu lenken. Wir tun also  gut daran, es den  Lernenden so einfach wie möglich zu machen, sich auf das  Thema konzentrieren zu können.

Der Ablaufplan kann für Sie als Trainer*in aber auch herausfordernde Nebeneffekte haben. Zum Beispiel dann, wenn Sie am Seminartag um 14:00 Uhr feststellen müssen, dass Sie das angekündigte Programm bis zum Feierabend nicht  mehr bewältigen werden. Jetzt können Sie schneller reden, den  Plan unauffällig verschwinden lassen und  hoffen, dass keiner merkt, was  Sie weglassen. Oder Sie erklären den Teilnehmenden, dass das  Pensum heute leider nicht  mehr zu  schaffen ist.  Alles  nicht  so  schön. Machen Sie  es geschickter: Informieren Sie die Lernenden mit einem schwäbischen Sparplan.

Extratipp: Der schwäbische Fahrplan

Notieren Sie auf dem Ablaufplan nicht detailliert alle Einzelschritte. Formulieren Sie vage. Schreiben Sie zum Beispiel statt „7 Strategien“ besser „Einige Strategien“. So schaffen Sie Spielraum für entspannte Kurse. Und sorgen gleichzeitig für lernförderliche Orientierung. Ein Hoch auf die sparenden Schwaben!

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