Walk and Talk Methode

Die Walk and Talk Methode – hilfreich in Online-Trainings und in Präsenz-Seminaren

In diesem Blogartikel stelle ich meine Erfahrungen mit der Walk and Talk Methode vor. Ich nutze sie sowohl in Präsenz-Seminaren als auch in Live-Online-Trainings.

Gleich vorneweg das Effektvolle daran: Die Walk and Talk Methode kombiniert physische Bewegung mit intellektueller Aktivität. Und das mit wenig Aufwand.

Im Präsenz-Seminar bitte ich die Lernenden, jeweils zu zweit einen Denkspaziergang zu machen. Entweder im Raum, im Gebäude oder draußen rund um das Gelände des Seminarraums. Früher habe ich die Teilnehmenden nur bei gutem Wetter angeleitet, nach draußen zu gehen. Ich war ein Schön-Wetter-Pädagoge. 😊 Im Oktober 2022 hat sich das geändert. Michael, ein Teilnehmer aus Gruppe 13 der Train the Trainer Ausbildung in Berlin, fragte mich am Ende des zweiten Moduls: „Warum hast du uns dieses Mal nicht rausgeschickt, Harald? Ich habe die Bewegung vermisst. Das hätte mir gutgetan!“ Meine Antwort: „Ganz ehrlich, ich habe mich bei dem regnerischen Herbstwetter nicht getraut!“ Michael und seine Lerngruppe wünschten sich für den nächsten Kurs: „Schick uns raus – egal, bei welchem Wetter. Wir sind ja nicht aus Zucker.“

Das mache ich – selbstverständlich immer als Angebot formuliert – seither. Und viele Lernende ziehen, auch bei Nieselregen, Schneefall oder Windböen los.

Im Live-Online-Training bitte ich jeweils zwei Lernenden, Telefonnummern auszutauschen und miteinander gehend zu telefonieren. Hier entscheidet jeder einzeln für sich, auch passend zur Länge der Aufgabe, wo er geht. Drinnen oder draußen. Bei Live Online Trainings tut jeder Schritt gut. Die frische Luft ist dann noch die Krönung. In der Methodensammlung finden Sie noch weitere Anregungen für die Walk and Talk Methode in Live-Online-Seminaren.

Entscheidend bei der Walk and Talk Methode ist eine gute Aufgabenstellung. Ich formuliere gerne eine Schlüsselfrage, über die sich die Lernenden austauschen. Ich achte darauf, dass die Teilnehmenden für die Aufgabe kein Material benötigen: Nichts Großes, was gelesen werden soll, nichts, was zwingend notiert werden muss. Das ist beim Gehen oft hinderlich.

Hier kommt eine Liste meiner Lieblingsfragen. Schauen Sie, ob etwas Inspirierendes für Ihre Trainings dabei ist:

Beim Einstieg ins Training:

  • Heute beschäftigen wir uns mit dem Thema X. Tausch euch darüber aus, was ihr bereits darüber wisst.
  • Plaudert miteinander über eure Hoffnungen für die kommenden beiden Lerntage.
  • Erzählt euch, inwiefern das Thema in eurer beruflichen Praxis relevant ist.

Im Hauptteil des Seminars:

  • Welche Gedanken habt ihr zu dem vorgestellten Modell. Tauscht euch beim gemeinsamen Spaziergang darüber aus.
  • Überlegt miteinander, welche kritischen Einwände euch zum Thema X einfallen.
  • Schaut in eure Praxis und schaut, welche Herausforderungen euch im Alltag zum Thema X begegnen.

Am Ende eines Trainings:

  • Was waren die wichtigsten Erkenntnisse für euch aus der zurückliegenden Lerneinheit?
  • Was sind eure nächsten Schritte in der Praxis?
  • Worauf werdet ihr – zurück in der Praxis – nach diesem Seminartag achten?
  • Was könnte euch bei der Umsetzung hindern? Wie könntet ihr diesen Hindernissen begegnen?

Viele weitere Aufgaben und Fragen sind möglich.

Über die Dauer der Walk and Talk Methode entscheide ich von Fall zu Fall. Je nach Länge des Seminars, Umfang der Aufgabe und dem Austauschbedürfnis der Teilnehmenden entscheide ich dies meist spontan.

Das Schöne an der Walk and Talk Methode: Sie ermöglicht sogenannte lernzeitschonende Bewegung. Alle Lernenden beschäftigen sich mit dem Stoff und bewegen sich. Ich finde: Wir sitzen in Seminaren, Unterricht und Vorlesungen viel zu viel. Jede Minuten Bewegung tut langfristig gut.

Viele weitere konkrete Methoden finden Sie in meiner Methodensammlung, in meinem Didaktik-Buch bei GABAL oder natürlich in der Train the Trainer Ausbildung in Berlin.