Eine ganze Etappe lang haben Sie mit einer Gruppe gearbeitet. Jetzt wollen Sie die Teilnehmenden das Erlernte noch einmal „ausatmen“, also erinnern, wiedergeben und übertragen lassen. Das ist gut, denn: Je früher und häufiger wir im Lernprozess innehalten und auf das Gelernte zurückschauen, desto besser können die neu entstandenen Verknüpfungen gefestigt werden.
Die Wanderfrage ist ein möglicher Weg. Bereiten Sie dazu Fragen vor. Entweder schon im Vorfeld bei der Kursplanung oder im Seminar zwischendurch – zum Beispiel während die Lernenden in Paaren oder Gruppen arbeiten. Fragen zu Inhalten, mit denen sich die Lernenden im zurückliegenden Kursabschnitt befasst haben. Jede Frage schreiben Sie gut lesbar auf eine Moderationskarte. So viele, dass nachher jeder Teilnehmende eine Fragenkarte ziehen kann.
„Ich empfehle Orbium jedem, der sich für den Trainer-Beruf interessiert.“
Mischen Sie dabei Erinnerungsfragen, bei denen die Lernenden konkrete Inhalte aus dem Kurs aufzählen mit Analysefragen. Hier müssen die Lernenden scharf nachdenken, vergleichen, hinterfragen. Hinzu geben Sie ein paar Übertragungsfragen: „Wie lässt sich das Gelernte auf einen anderen Fall, in der eigenen Praxis anwenden?“ – lautet hier die Frage. Übertragungsfragen sind wertvoll für den Lerntransfer!
Mit den beschrifteten Fragenkarten in der Hand erklären Sie den Teilnehmenden: „Wir haben heute viel besprochen. Jetzt tut es gut, die wesentlichen Inhalte in unseren Köpfen noch einmal wachzurütteln. Stehen Sie doch bitte alle einmal auf. Ich habe für Sie alle je eine Frage mitgebracht. Ziehen Sie sich eine Karte.“
Gehen Sie umher. Alle ziehen eine Karte. Währenddessen fahren Sie fort: „Sie können die Frage darauf gerne gleich anschauen. Kann sein, dass Sie dann ganz entspannt durchatmen und lächelnd denken: >Super! Das kann ich leicht beantworten!> Möglich ist aber auch, dass Ihnen beim Anblick der Frage abwechselnd heiß und kalt wird, denn vielleicht haben Sie wenig oder sogar gar keine Erinnerung, wonach um Himmels willen hier gefragt wird. Für diejenigen, habe ich eine gute Nachricht. Sie müssen die Frage nicht beantworten! Mit Ihrer Frage in der Hand gehen Sie alle gleich auf eine Person in unserer Runde zu. Ich zum Beispiel gehe zu Tobias. Ihm werde ich gleich meine Frage stellen. Und Tobias wird sie für mich beantworten. Vielleicht plaudern wir noch ein wenig miteinander darüber, vielleicht kann ich zu seiner Antwort noch etwas ergänzen. Wenn wir beide merken, dass die Frage für den Moment gut beantwortet ist, stellt Tobias seine Frage – jetzt an mich. Und ich antworte. Wenn wir fertig sind, tauschen wir unsere Karten. Tobias erhält meine Karte, ich bekomme seine. So werden aus unseren Fragen Wanderfragen. Wir verabschieden uns voneinander. Jetzt laufe ich mit Tobias‘ Frage, die ich eben selbst beantwortet habe, los. Ich suche mir einen neuen Partner, eine neue Partnerin. Vielleicht ist gerade jemand frei, weil irgendwo im Raum Kollegen mit ihren Fragen gerade auch zum Ende gekommen sind; vielleicht muss ich auch ein wenig warten. Unsere Fragen wandern in den nächsten 10 Minuten durch die Gruppe. Alles klar? Dann geht’s jetzt los. Suchen Sie den ersten Partner. Viel Spaß!“
Jetzt beginnt im ganzen Raum ein schönes Gewusel und Gemurmel. Ich selbst mache bei der Wanderfrage äußerst gerne mit. Denn dabei erfahre ich ganz direkt, wie die Teilnehmenden die Fragen beantworten.
Die Wanderfrage eignet sich gut, um am Ende einer Einheit die Inhalte noch einmal zu durchdenken. Aber auch im Verlauf eines mehrteiligen Kurses nutze ich sie gerne, und zwar zum Wiedereinstieg. In recht kurzer Zeit werden die wesentlichen Inhalte noch einmal aufgefrischt. Auch für Prüfungsvorbereitungen in einer größeren Gruppe ist dies eine ganz angenehme und wirkungsvolle Lernform.