Lesen ist eine prima Grundform des Lernens. Ihre Teilnehmenden können über Texte wichtige Informationen aufnehmen. Doch bisweilen sieht man beim Lesen vor lauter Informationen schon nach wenigen Seiten den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Manche Lernenden markieren eifrig mit dem Textmarker ganze Sätze oder Abschnitte. Und beim Blick auf die bunten Seiten fragen sie sich wenige Minuten später: „Was war in diesem Text wichtig?“, „Worum geht’s hier?“.
Schwärzen ist eine ungewöhnliche Lesetechnik mit dem Ziel, wichtige Inhalte aus kurzen Texten herauszuarbeiten. Bitten Sie die Teilnehmenden, den Text zu lesen. Anders als gewohnt bekommt jeder Lernende einen schwarzen Flip-Chart-Marker. Und dazu die Aufgabe, alles wegzustreichen, was im Text nicht wichtig scheint. Hilfreich dabei ist ein klares Leseziel. Zum Beispiel: „Lassen Sie nur das sichtbar, was aus Ihrer Sicht für die Besprechung unseres aktuellen Falls wichtig ist.“ Manche Lernenden werden rasch beginnen. Andere zögern. Alle Lesenden vereint, dass sie – durch die besondere Herausforderung des Schwärzens – den Text sehr aufmerksam lesen müssen. Vielleicht sogar zwei Mal, bis Entscheidungen getroffen werden können.
„Das Feedback von Harald und meiner tollen Gruppe haben mir sehr geholfen die Qualität meiner Seminare zu erhöhen.“
Während die einen Teilnehmenden das Verfahren genießen und sich freuen, im Dschungel des vielen Lernstoffs auch einmal etwas wegstreichen zu können, wird es für andere Lernende schwieriger. Ihnen kann die Aufgabe sichtlich schwer fallen. Text wegstreichen, unwiderrufliche Entscheidungen fällen, fordert sie heraus. Manche lassen sich auf die Aufgabe leichter ein, wenn Sie Ihnen eine Ersatzkopie anbieten …
Wenn alle fertig gelesen haben, bitten Sie die Teilnehmenden jeweils zu zweit auf ihre Ergebnisse zu schauen. Und zu betrachten, wer was übrig gelassen hat. Das kann ganz unterschiedlich sein. Denn Schwärzen macht ein wichtiges Lernprinzip deutlich. Wir sieben laufend die Informationen heraus, die uns selbst wichtig erscheinen. Die Methode erreicht zweierlei: Zum einen regt sie an, über die Frage der Wichtigkeit des Lernstoffs nachzudenken. Und sie animiert die Lernenden, selbstbewusst Entscheidungen zu treffen – mit einem neu gefundenen Mut zur Lücke, der vielen Lernenden ein wenig abgeht. Zum anderen ist sie ein gutes Sprungbrett in Diskussionen. „Was ist in diesem Text jetzt wirklich wichtig?“, „Worin liegt der fachliche Kern?“
Zwei Tipps zum Einsatz in Ihren Kursen: Geben Sie Ihren Teilnehmenden kurze Texte von ungefähr einer Seite. Bei längeren Texten wird das Verfahren zu mühsam. Am besten, Sie probieren es mit dem gewählten Text selbst aus. Schwärzen Sie. Sparen Sie nicht an der Tinte …